Artikel vom 23.07.2019
Reise auf Rechnung zahlen? Reiseveranstalter, Zahlarten und Bonität
Die Deutschen sind echte Reiseweltmeister! Ob Strandurlaub, Städtetour oder Kreuzfahrt - Buchen im Netz löst verstärkt den Gang zum Reisebüro ab. Jetzt nahm eine Verbraucherumfrage der Auskunftei Boniversum Last-Minute-Reisen unter die Lupe: Welche Zahlmethoden bieten Touristikunternehmen an? Und welche nutzen Reisende am liebsten? Vorausgesetzt, es kommt überhaupt soweit - denn auch Reiseveranstalter prüfen die Bonität.
Bezahlverfahren Reise: Gewünschte Zahlart nicht immer möglich
Was die Boniversum Befragung für 2018 herausfand: Zwischen angebotenen Bezahlverfahren und dem, was sich Verbraucher wünschen, klafft eine Lücke: Viele würden öfter Last Minute buchen, wenn man ihnen überhaupt Zahlen per Rechnung - oder zumindest häufiger per Lastschrift - anböte. Ein Verfahren, das 9,2 Prozent verwenden. Urlauber scheinen gezwungen, sich gegen ihren Wunsch für bestimmte Bezahloptionen zu entscheiden: Nur 22 Prozent geben an, per Kreditkarte zahlen zu wollen, aber tatsächlich zahlen mit 44,2 Prozent doppelt so viele damit. Bezahlsysteme wie Paypal oder sofortüberweisung.de nutzen 28 Prozent gern, aber 30,1 Prozent bedienen sich dieser. Und immerhin 8,6 Prozent gehen in Vorkasse, obwohl dies nur 6 Prozent der Urlauber behagt.
Gläserner Reisekunde? Bezahlen mit Klarna & Co.
Ob Reisebuchung, Reisekreditkarte oder Reisefinanzierung: Die Chancen darauf steigen bei positiver Schufa Selbstauskunft. Online-Zahlungsdienstleister wie Klarna mit Sitz in Stockholm bieten Touristikunternehmen umfangreiche Services von Bonitätsprüfung, die über reine Zahlungsabwicklung längst hinausgehen. Reise auf Rechung oder als Ratenkauf? Urlauberdaten gehen automatisch an Klarna. AGBs genau lesen lohnt sich hier: Mit der "Auswahl dieser Zahlungsoptionen" ist die Einwilligung zur Übermittlung personenbezogener Daten direkt verknüpft. Und dies in größerem Umfang: Nicht nur Name, Adresse, Geburtsdatum und Geschlecht, auch Email-Adresse, IP-Adresse und Telefonnummer(n) sowie Bankverbindung, Kartennummer(n), Gültigkeitsdaten, CVC-Code, Daten zur Reise sowie Informationen zu früherem Kaufverhalten plus weitere Angaben zur finanziellen Situation werden wechselseitig übermittelt. All dies geschieht auf legaler Grundlage, zwecks Identitätsüberprüfung, Zahlungsadministration und Betrugsprävention. Daten, die außerdem in ein Scoring einfließen. Widerruf aussprechen? Wirkt sich nur auf Daten aus, die nicht für Zahlungsabwicklung "verarbeitet, genutzt oder übermittelt werden müssen".
Reisevertrag: Veranstalter müssen Bonität v o r Rechnungslegung prüfen
Auskunfteien arbeiten im Rahmen von Bonitätsprüfungen für E-Commerce, Touristik und Verkehrsbetriebe mit Zahlungsanbietern wie Klarna Hand in Hand. Und nicht nur hier zu großen Teilen automatisiert, was Fehler im Ablauf nicht ausschließt. Hotel plus Flug zum unschlagbaren Preis gefunden? Alle Rechnungsdaten bekommen, den Betrag komplett überwiesen? Mit Bestätigung der Buchung ist diese verbindlich. Trotzdem: Immer wieder kommt es vor, dass eine Bonitätsprüfung "personenbezogene Negativmerkmale" ergibt - und Buchungsbestätigungen zurückgezogen werden. Grob unzulässig, denn ist die Reiserechnung vorgelegt und bezahlt, kann ein Verbraucher davon ausgehen, dass auch die Prüfung der Bonität positiv verlaufen ist. Sprich: Erst prüfen, dann die Rechnung stellen - nicht umgekehrt. Selbst dann, wenn ein nicht solventer Reisender Umbuchungen zu Lasten des Touristikanbieters vornimmt! Um zu verhindern, dass Ihre Buchung für die schönste Zeit des Jahres trotz guter Bonität abgelehnt wird, lohnt es sich, regelmäßig eine Schufa Selbstauskunft zu beantragen. Nicht jeder Eintrag erfolgt zu Recht, aber oft ohne Wissen Betroffener: Sicher, Sie haben Ihre Rechnung beim letzten Reiseanbieter fristgerecht bezahlt. Trotzdem kann Ihre Selbstauskunft etwas anderes sagen. Denn Auskunfteien von Schufa bis Boniversum prüfen selbst nicht, ob Meldungen von Vertragsunternehmen rechtmäßig sind. Einträge, die Sie korrigieren oder löschen lassen können.
Zahlung per Rechnung verweigert, Kundenpotenzial verschenkt
Zahlarten docken also direkt an Ihrer Bonität an. Die meisten Touristikanbieter sehen Zahlung per Rechnung als Risiko, obwohl sich besonders Frauen und Senioren diese Zahlart wünschen. Knapp 70 Prozent der durch Boniversum Befragten würde sogar den Reiseanbieter wechseln, böte dieser Rechnungszahlung an. Ein riesiges Potenzial, für das es sich lohnt, Zahlarten um Rechnungskauf und Lastschrift auszuweiten? Marc Leske, Head of Sales Travel Industry bei Creditreform Boniversum ist davon überzeugt. JT Touristik, Marktführer bei Reisen nach Dubai und in die Emirate und auf Last Minute konzentriert, geht diesen Weg bereits: Statt diese Zahlarten von vornherein auszuschließen, freut man sich dort über Mehrumsatz - durch bonitätsgeprüfte Reisen. Denn vor allem bei Last-Minute sei die Gefahr hoch, dass die Bezahlung ausbliebe, vom personellen Aufwand gar nicht zu reden. Aber Rechnungskauf als Option zu reduzieren, sei wegen der hohen Abbruchquote keine Option, dies zeige die Boniversum Studie.
Win-Win-Lösung: Möglichst geringes Forderungsausfallrisiko bei maximaler Wahlmöglichkeit
Jetzt steuert JT Touristik Buchungen individuell und macht sie vom Ergebnis der Bonitätsprüfung abhängig. Denn eine Boniversum Bonitätsanalyse getätigter Reisebuchungen hatte ergeben, dass 85 Prozent der Buchungsausfälle durch Kunden mit Negativmerkmalen verursacht werden. JT Touristik prüft jetzt alle Kunden schon im Bestelldialog: Adressen werden bestätigt und korrigiert, eine Identitätsprüfung bestätigt, ob bestimmte Personen oder Haushalte wirklich existieren. Außerdem stellt ein Score die Zahlungsausfallwahrscheinlichkeit als drei Bonitätsklassen dar. Auch wenn Verbraucher mit negativer Schufa in ihren Buchungsmöglichkeiten eingeschränkt werden - einem Großteil eröffnet sich so die Möglichkeit, ihre Lieblingsbezahlmethode frei zu wählen.