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Artikel vom 16.09.2020

Stromanbieter: Wer zu oft wechselt, den bestraft die Schufa



Strom zu teuer? Anbieter wechseln und Neukundenrabatt einstreichen, lautet bisher die Parole, um Geld zu sparen. Schließlich ist ein solcher Wechsel gutes Verbraucherrecht! Jetzt will eine Datenbank der Schufa solches Anbieter-Hopping ausbremsen.

Energieversorger wollen Vielwechsler identifizieren

Recherchen von NDR und Süddeutscher Zeitung zufolge arbeitet die Schufa in Kooperation mit der Wirtschaftsauskunftei Crif Bürgel an Datenbanken, die Stromkunden herausfiltern sollen, die regelmäßig den Stromanbieter wechseln. Energieversorger wie Enbw, Eon oder Vattenfall buhlen aufwändig mit Prämien und Bonusprogrammen um Neukunden. Eine Strategie, die sich für Stromanbieter jedoch nur auszahlt, wenn aus Neukunden - und dies für mindestens zwei Jahre - auch Stammkunden werden. Interessenten, die schon nach kurzer Zeit ihren Versorgungsvertrag kündigen, will da niemand. Weshalb Energieversorger jetzt genauer wissen möchten: Wer sind diese Kunden, die nur Prämien abgreifen und dann zur Konkurrenz weiterziehen?

Kundendaten weitergeben - was ist erlaubt?

Fast fünf Millionen Wechsler pro Jahr gibt es. Bisher funktioniert der Anbieterwechsel ohne vorherige Zustimmung zur Schufa-Auskunft. Wird die geplante Schufa-Datenbank aus Kundendaten, die gleichzeitig innerhalb der Branche weitergereicht werden, dem Datenschutz gerecht? Für Rechtsexperten derzeit eine Grauzone. Klar erlaubt ist bisher, Informationen zu Kunden dann weiterzugeben, wenn diese vertragsbrüchig werden bzw. Rechnungen nicht zahlen. Preisvergleiche anzustellen und sich das günstigste Angebot herauszupicken, ist jedoch nicht verboten. Auch ein Angebots-Hopper verhält sich vertragstreu. Was zeigt, dass im Wettbewerb der Energieversorger derjenige gewinnt, dem es gelingt, Verbraucher von seinem Einsteigerangebot zu überzeugen - so geht freie Marktwirtschaft!

Was sagt die DSGVO (Datenschutzgrundverordnung) dazu?

Wechseln Sie als Stromkunde den Anbieter, können Sie verlangen, dass Ihr bisheriger Versorger Ihre persönlichen Daten löscht. Aber was ist mit Informationen, die ein Unternehmen aus gesetzlichen Gründen aufbewahren muss? Diese bleiben, abgesehen von interner Nutzung, nach außen unter Verschluss. Exakt hier liegt der Hase im Pfeffer: Werden Kundendaten gesammelt und außerhalb des Energieunternehmens strukturiert weiterverarbeitet, verletzt dies die DSGVO.

Datenbankziel: Anträge auf Energieversorgung künftig einfacher ablehnen

Schon länger registrieren Verbraucherzentralen: Stromkunden, die oft wechseln, gehen beim Anlauf auf den nächsten Stromvertrag inzwischen oft leer aus. Antrag abgelehnt - ohne Angabe von Gründen! Was erlaubt ist - es sei denn, es handelt sich um die reguläre - aber meist teurere - Grundversorgung. Die neue Datenbank gießt nun das nötige Fundament, aus Background-Datenfutter inklusive Wechselverhalten und Vertragsdauer jedes einzelnen Kunden. So wird es für Anbieter deutlich schneller und einfacher, Wechselfans abzulehnen. Auf der anderen Seite könnte eine solche Schufa Datenbank manchem Strom- oder Gaskunden nutzen, der auf Basis klassischer Datenbanken von Auskunfteien keinen Energievertrag erhalten würde: Als treue Stromkunden könnten auch Menschen mit negativer Selbstauskunft vertragsfähig sein.

Wie attraktiv ist der Schufa-E-Pool?

Einige Energieversorger betrachten das Schufa-Projekt mit Skepsis: Schufa-Dienstleistungen kosten Geld und verzögern Vertragsabschlüsse, während der Wechsel in wenigen Minuten erledigt ist. Und überhaupt, die Zahlungsmoral von Stromkunden ist sehr gut. Weil niemand riskiert, dass ihm der Strom abgestellt wird. Außerdem hat man ja eigene umfangreiche Datensätze - lohnt es sich da vielleicht, die Schufa-Infos mit eigenen Algorithmen zu kombinieren? Oder besser Finger weg, weil die bisherigen Abgleichsmöglichkeiten reichen? Schon jetzt werden bekannte schwarze Schafe unter den Kunden oder Wechselwillige abgelehnt, indem man Alter, Wohnort, E-Mail-Adressen und Stromverbrauch abgleicht. Eine Umfrage unter 75 Energieversorgern zeigt jedoch: Generell ist die Branche interessiert; EnBW äußerte sich unter den Branchenriesen als einziger ablehnend zum Schufa-E-Pool.

Prämiensystem am Limit: Was jetzt?

Sie möchten den Stromanbieter wechseln? Verwischen Sie besser Ihre Spuren und bitten Sie Ihren bisherigen Anbieter um die Löschung Ihrer Daten. Derweil werden die Klagen über das Anbieter-Hopping lauter, nach dem Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass! Neukunden wie bisher zu werben, aber gleichzeitig rentabel zu agieren, passt nicht zusammen. Wer den Zugang für Neukunden zu Boni und Prämien erschwert, wird Boni und Prämien über kurz oder lang abschaffen müssen. Zugunsten anderer Modelle, die treue Bestandskunden belohnen. Eine Option: Auf Locktarife verzichten und bezahlbare Preis anbieten. Laut Kartellamt ist der Anteil der Haushaltskunden, die sich in der vergleichsweise teuren Grundversorgung befinden, noch immer zu hoch.

Auch bei schlechter Schufa Stromanbieter selbst wählen?

Kommt der Datenpool, können Verbraucher nicht mehr frei aussuchen, sondern werden bei Wechselhistorie systematisch abgelehnt oder zumindest nicht mit attraktiven Konditionen verwöhnt, konstatieren Verbraucherschützer. Ist es dann noch möglich, Strom auch bei negativer Schufa zu beziehen? Wird das Recht auf Grundversorgung nicht gekippt, auf jeden Fall - aber das wird teuer. Die Zeiten, wo auch Verbraucher mit schlechter Bonität einen günstigen Versorger selbst wählen konnten, sind dann Geschichte. Ob die Schufa-Energie-Datenbank rechtlich wasserdicht ist, wollen die Datenschutzbehörden der Länder im November klären. Falls ja, werden sehr wahrscheinlich auch andere Branchen dem Vorbild der Energieversorger folgen.


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