Artikel vom 05.02.2019
Tatort Internet: Wie Identitätsdiebstahl für negative Schufa sorgt
Identitätsklau im Netz zeigt immer neue Facetten: Aktuell warnt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI): Auch Video-Ident-Verfahren birgt Risiken, von Geldinstitut bis Mobilfunkanbieter. Zusammen mit der Polizei informiert das BSI zum Umgang mit sensiblen Daten im Netz. Denn Cyber-Kriminelle, die eifrig unter fremdem Namen bestellen, sorgen so gleichzeitig für negative Schufa-Einträge.
Kriminelle Cyber-Energie: Mit falschen Daten groß einkaufen
Dass Systeme wie Video-Ident mit Vorsicht zu genießen sind, hat das BSI mit den Ergebnissen einer bei der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Auftrag gegebenen Studie schwarz auf weiß. Bislang versprach Video-Ident: Bankkonto eröffnen oder Handyvertrag online abschließen leicht(er) gemacht, verglichen mit dem klassischen Weg zur Postfiliale, Antragsformular und Personalausweis im Gepäck. Für Video-Ident muss kein Verbraucher das Haus verlassen, sondern trifft seinen Bankberater im Videochat. Systeme, die leider für Bildmanipulationen und die Übermittlung gestohlener, falscher Daten anfällig sind. Generell gilt: Je mehr persönliche Daten im Netz unterwegs sind, desto kritischer. Geht es um kriminelle Energie, gibt es nichts, was es nicht gibt: Verträge und Abos unter falschem Namen oder Verschicken von E-Mails aus Mailkonten anderer bis zum Einloggen in fremde Accounts, um später mit fremden Bankdaten im Netz nach Tablets zu shoppen oder Autos zu finanzieren. Nicht bei jedem Identitätsdiebstahl sind Hacker am Werk. Auch analog wird unter fremdem Namen agiert. Wie im Fall eines prominenten CDU-Politikers, an dessen Adresse Sportartikel bestellt und zum Liefertermin vor der Wohnung des Opfers abgefangen wurden. Weil der Politiker die Rechnung in Unkenntnis der Lage natürlich nicht zahlte, erhielt er einen negativen Schufa-Eintrag.
Safer Internet Day: Verbraucher, aber auch Anbieter in der Pflicht
Identitätsklau bestimmte auch den Safer Internet Day am 5. Februar - von BSI und Polizeilicher Kriminalprävention (ProPK). Inzwischen ist der Daten- und Identitätsdiebstahl immer seltener handgemacht, sondern läuft mittels Schadprogrammen auf Internetseiten oder via E-Mail automatisiert. Wer Online-Identitäten im Hunderterpack sucht, wird im Darknet fündig - per Doxing gesammelt, gebündelt und öffentlich gemacht. Identitätsdiebstahl als Alltagsphänomen? Zum einen, so die Polizei, schützen sich User weiter nur unzureichend. Sicher - ein schwaches Passwort ist in Sekunden automatisiert geknackt. Aber auch starke Passwörter reichen längst nicht mehr. Weshalb ProPK und BSI auch von Dienstanbietern besseren Kundenschutz fordern, um Fälle wie 2014 zu verhindern: Hacker verschafften sich Zutritt zu Ebay Kundendatenbanken und stahlen über 145 Millionen Datensätze. Wer's war, ist bis heute ungeklärt.
Schufa: Jeder Vierte schon einmal Opfer von Datenmissbrauch
Seit gut drei Jahren bietet die Schufa Verbrauchern ein Instrument, sich gegen Identitätsdiebstahl und nachfolgende negative Schufa zu schützen. Die Zahl der Fälle, in denen Unbefugte - wie im Fall genannten CDU-Politikers - Daten und Kreditwürdigkeit real existenter Personen, besonders bekannter Prominenter zu nutzen, häufen sich. Betrug, der meist erst entdeckt wird, wenn Mahnschreiben ins Haus flattern. Laut Schufa Erhebung ist bereits ein Viertel aller Internetnutzer schon einmal Opfer solchen Datenmissbrauchs geworden. Daher bietet die Schufa Verbrauchern die Option kostenloser Selbstauskunft, um feststellen: Gibt es zu mir negative, ungerechtfertigte Einträge? Neben der strafrechtlichen bzw. zivilrechtlichen Verfolgung solcher Fälle sind auch negative Schufaeinträge zu löschen. Verbraucher, die Opfer von Identitätsdiebstahl sind, können dies aktiv bei der Schufa melden.
Spezieller Schufa Eintrag für Betrugsopfer
Identitätsschutz heißt, sich mit einem besonderen Schufa Eintrag vor Wiederholungsbetrug schützen zu lassen. Dazu ist eine Einmeldung als Identitätsbetrugsopfer erforderlich. Ein entsprechendes Formular kann bei der Schufa heruntergeladen werden, ergänzend sind Ausweiskopie sowie der Nachweis anzuheften, dass Strafanzeige erstattet wurde. Ein Verifizieren der Identität ist nötig, um zu verhindern, dass andere derartige Anträge in fremdem Namen stellen. Alle Daten werden nach Identifikation durch die Schufa datenschutzkonform vernichtet. Und jetzt? Sind betroffene Verbraucher als Identitätsbetrugsopfer schufaregistriert. Das heißt, Schufa-Vertragspartner erhalten einen entsprechenden Warnhinweis - und können eine Identität prüfen, bevor sie Online-Bestellungen oder Verträge eines Betrügers akzeptieren. Ein klassisches Win-Win - für Unternehmen und Verbraucher!