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Artikel vom 29.11.2022
Tschüss, EC-Karte, hallo Debitcard? Warum Debitkarten den Schufa-Score senken
Je höher der Schufa-Score, desto besser das Rating der eigenen Bonität - und damit die Chancen auf attraktive Bank- und Verbraucherkredite, Handyverträge oder die begehrte Mietwohnung. Doch die neue Debitkarte, ein Mix aus Girocard und Kreditkarte, steht in dem Ruf, diesen wichtigen Score-Wert zu drücken. Was sind die Hintergründe - und wie funktioniert die Neue?
EC-Karte als Auslaufmodell?
Noch vor kurzem war alles ganz einfach: Bezahlt wurde per EC-Karte und mit Geheimzahl. Eine Kreditkarte wurde bei Bedarf kostenpflichtig zusätzlich gebucht. Jetzt geben Banken und Sparkassen neben der Girocard (früher EC-Karte) auch eine Debitkarte von Visa und Mastercard aus. Denn zunächst bleibt uns die Girocard erhalten, die entweder automatisch mit im Paket ist oder speziell bestellt werden muss - von jungen Digitalbanken mit exklusiv online offeriertem Leistungsangebot einmal abgesehen. Bei der Commerzbank z. B. gibt es zum Girokonto die Visa Debitkarte kostenlos, aber verpflichtend dazu, doch die Girocard nur noch bei Neukontoeröffnung automatisch.
Wie funktioniert die neue Debitkarte?
Viele Geldinstitute führen jetzt die Debitkarte ein. Nicht zuletzt, weil Mastercard ab Sommer 2023 die Maestro-Funktion einstellt, die bisher Geldabheben und Bezahlen mit EC-Karte im Ausland ermöglichte. Wie funktioniert dieses Zwischending aus Girocard und Kreditkarte? Bei einer Kreditkarte nutzen die Inhaber dieser so genannten Chargekarten eine Art vierwöchigen zinslosen Kredit. Die Umsätze mit Visa und Mastercard werden bei monatlicher, gebündelter Aufstellung kontowirksam. Anders bei der Debitkarte, wo unmittelbar vom Konto abgebucht wird, was eine bessere Übersicht über die Ausgaben verspricht. Dazu sollen - anders als mit der Girocard - mit der Debitkarte auch Zahlungen in Online-Shops und im Ausland möglich sein. Auch Zahlungsdienstleister wie Paypal akzeptieren die Debit-Kreditkarte.
Was kostet die neue Debit-Kreditkarte?
Bislang gibt es keine oder nur eine kleine Jahresgebühr im niedrigen zweistelligen Bereich; eine bestimmte Zahl an Abhebungen im Ausland ist inklusive. Allerdings bietet die Debit-Kreditkarte keine Extras wie Versicherungen oder Bonusprogramme. Richtig teuer dagegen wird es künftig, sich mit der bisherigen Girocard Bargeld am Geldautomaten außerhalb des Cashpools, besonders außerhalb Deutschlands, zu besorgen; auch wird die Girocard bei manchen Geldinstituten kostenpflichtig.
Wieso senken Debitkarten den Schufa Score?
Für den Score-Wert ist die Kredithistorie eines Verbrauchers entscheidend: Je länger jemand seinen Zahlungsverpflichtungen verlässlich nachkommt, desto günstiger der Effekt. Leider geht ein Großteil solcher positiver Informationen beim Umstieg zur Debitkarte verloren, wird also nicht mitübertragen. Ungünstig für die Berechnungsbasis des Schufa-Scores, weil sich so zahlreiche Daten über Jahre verwendeter Karten in Luft auflösen. Womit die Kreditwürdigkeit schrumpft - und der vermehrte Umlauf von Kredit- und Debitkarten den Bonitätswert verwässert. Nach Recherchen von Schufa-Finanzexperten, wo man bei einer Direktbank die Löschung sämtlicher Kreditkarten durchspielte, betrug diese Verschlechterung zwar nur 71 Punkte von 9.999, doch von einem unerheblichen Effekt kann dennoch nicht die Rede sein. Ist Ihr Score ohnehin schlecht, macht eine Debitkarte die Sache nicht besser - im Gegenteil. Einziger Trost: Je länger Sie mit der neuen Debitkarte bezahlen, desto besser wird Ihre Datenlage - und damit Ihr Score.
Wie gut - oder schlecht - ist Ihr Score? Selbstauskunft anfordern
Über 90 Prozent aller Verbraucher haben nur positive Merkmale; und selbst ein Negativeintrag bedeutet nicht zwingend das Aus für einen Vertragsabschluss. Falls Sie bereits eine Debitcard nutzen, dürfte es Sie interessieren zu erfahren, auf welchem Niveau Ihr Score - als Spiegel Ihres Zahlungsverhaltens und statistische Prognose - aktuell rangiert. Der so genannte Basisscore als Prozentwert repräsentiert eine branchenübergreifende Einschätzung. Er wird quartalsweise neu berechnet - und gilt ab 95 Prozent als gut. Prüfen, welche Daten die Schufa zu Ihnen gespeichert hat? Eine Schufa-Selbstauskunft gem. §34 BDSG, die Sie als kostenlose Datenkopie anfordern können, verrät es Ihnen. Darüber hinaus arbeitet die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung an Lösungen, mit denen Verbraucher ihren Score proaktiv verbessern können sollen - zum Beispiel, indem sie die Schufa von sich aus mit zusätzlichen Informationen zur Bonität versorgen.
Bankkarten werden neu gemischt: Wie sinnvoll ist das?
Nach Bekunden der Bankenwirtschaft wird die neue Debitkarte in über 240 Ländern und von mehr als 36 Millionen Unternehmen rund um den Globus akzeptiert. Die Debitkarte soll die beste beider Welten, von Girocard und Kreditkarte, in sich vereinen. Allerdings zeigt der Aufdruck Debit oder Credit Händlern & Co. sofort: Dies hier ist keine normale Kreditkarte! Aber angeblich mit deren Eigenschaften. Klingt zunächst positiv: Jeder, der einmal versucht hat, in einem Badeort im europäischen Ausland mit seiner EC-Karte ein einfaches Touren-Fahrrad zu mieten, weiß, wovon die Rede ist. Glaubt man Lesern der Zeitschrift Finanztest, ändert sich auch mit der neuen Debitkarte dabei nichts: Kleinere Händler, Restaurants, Apotheken oder Friseure im Ausland bevorzugen weiter die Kreditkarte. Und in Deutschland? Fordern die Terminals kleinerer Geschäfte weiterhin die etablierte Girocard. Kommt jetzt die Debitcard, wird aus eins drei - mit einer Kreditkarte fürs Ausland, einer Girocard, weil Deutschland hinterherhinkt und der Debitcard als neuer Standard. Dabei ist es inzwischen bei der Mehrzahl der Bankkunuden durchgesickert, dass sich eine große Sammlung an Girokonten und Kreditkarten leider ungünstig auf den Score auswirkt ... Mit der Debitkarte heißt es beim Thema Bonitätshistorie: Alles auf Anfang! Neues Spiel, neues (Bonitäts-)Glück.