Artikel vom 16.06.2015
Mehr Transparenz beim Schufa-Scoring: Die Grünen fordern automatische Jahresauskünfte
Wenn Sie eine rechtskräftig festgestellte Forderung nicht begleichen, Ihren Kredit nicht wie vereinbart zurückzahlen oder eine Kontoüberziehung nicht ausgleichen, bekommen Sie einen negativen Schufa-Eintrag. Doch neben diesen nachvollziehbaren Gründen fließen seit einigen Jahren auch Kriterien wie Alter, Geschlecht und Wohnadresse in die Bewertung der Kreditwürdigkeit ein. Nachdem Verbraucherschützer dieses Vorgehen schon länger kritisieren, regt sich jetzt auch politischer Widerstand. So fordern die Grünen eine deutlich stärkere Regulierung der Arbeitsweise von Auskunfteien. Auch eine automatisch versandte jährliche Auskunft soll kommen.
Selbstauskunft von Amts wegen?
In den mitunter dichten Dschungel von Schufa-Scoring und Selbstauskunft kommt Bewegung. Wie die Süddeutsche Zeitung in ihrer Online-Ausgabe Anfang Mai berichtete, wollen einige Politiker der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen mit dem Entwurf für ein "Zweites Gesetz zur Änderung des Bundesdatenschutzgesetzes zur Verbesserung der Transparenz und der Bedingungen beim Scoring (Scoringänderungsgesetz)" die Auskunfteien in Zukunft zu stärkerer Transparenz verpflichten. Spätestens seit des aufgekommenen Verdachts, dass Auskunfteien sogar Daten aus sozialen Netzwerken wie Facebook und das damit zusammenhängende Surfverhalten für die Ermittlung von Scoringwerten herangezogen haben sollen, sehen zunehmend auch politisch Verantwortliche Handlungsbedarf. So hat beispielsweise Renate Künast, die das Amt der Vorsitzenden des Rechts- und Verbraucherschutzausschusses bekleidet, eine jährliche Information der Verbraucher gefordert, in der Auskunfteien von sich aus über gespeicherte Daten sowie die Ermittlungsgrundlagen des Scoring-Wertes informieren sollen. Auch dürften nach Vorstellungen der Grünen künftig keine diskriminierenden Merkmale wie das Alter, das Geschlecht oder die Meldeadresse zur Bonitätsberechnung verwendet werden.
Künftig nicht mehr für die Nachbarschaft büßen
Die Kritik der Grünen richtet sich vor allem gegen das undurchsichtige Scoringverfahren der Auskunfteien. So werden beim sogenannten Geoscoring zum Zwecke der Kreditwürdigkeitsbewertung Merkmale verwendet, die mit den persönlichen Lebensverhältnissen, bestehenden finanziellen Gegebenheiten sowie dem Zahlungsverhalten des betroffenen Kunden nicht das Geringste zu tun haben. Stattdessen fließen verschiedene statistische Angaben zum Wohnumfeld in die Bewertung mit ein. Neben der Art, dem Zustand und der Lage des bewohnten Hauses sind dies beispielsweise auch die Zahl und die Typen der in der unmittelbaren Nachbarschaft zugelassenen Autos. Insbesondere wegen seiner fehlenden Transparenz ist dieses Verfahren in der Vergangenheit bereits mehrfach und zum Teil massiv kritisiert worden. Auch mangels einer objektiven Verbindung zwischen mit statistischen Methoden ermittelten Durchschnittswerten aus dem Umfeld des Betroffenen und seinen tatsächlichen persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen sind Geoscoring-Werte höchst umstritten und können selbst hypersolventen Bürgern den Makel der Kreditunwürdigkeit aufpressen. Dem wollen die Grünen nun - wie von Verbraucherschutzverbänden lange gefordert - einen Riegel vorschieben.
Einmal jährlich Post von Schufa & Co?
Nach den Vorstellungen der Grünen sollen Auskunfteien demnächst in regelmäßigen Abständen die betroffenen Bürger hinsichtlich aller über sie gespeicherten Daten vollumfänglich informieren. Die Frage ist, ob diese Forderung im Parlament auf ausreichende Zustimmung trifft. Wann und ob die Pläne der Grünen also tatsächlich umgesetzt werden, bleibt abzuwarten. Bis es soweit ist, gilt daher in jedem Falle der gute Rat, sich selbst ein Bild zu verschaffen und in nicht allzu großen Abständen eine kostenlose Selbstauskunft gemäß § 34 des Bundesdatenschutzgesetzes anzufordern. Auf diese Weise können Sie Falscheintragungen oder unterbliebene Löschungen rechtzeitig und sicher feststellen und sich eventuell daraus ergebende Nachteile abwenden.