Artikel vom 13.03.2025
Kein Mauseloch ist zu klein: Post Adress kennt (fast) jede Anschrift
Inkognito gehen, sich absetzen, unauffindbar sein: Der Spielraum für Menschen, die ihren Verbleib verschleiern möchten, wird eng. Ist das Mauseloch noch so klein, Adresshändler wie Post Adress finden es. Und profilieren sich gleichzeitig medienwirksam mit Studien, die z. B. das Umzugsverhalten der Deutschen analysieren. Was macht Services wie Post Adress so erfolgreich wie umstritten?
Post Adress Umzugsstudie 2024
Wie viele Millionen Menschen ziehen jährlich in Deutschland um, wo und wann? Post Adress weiß es. 2024 taten es die meisten Ende Juli, aber im Februar die wenigsten, so die aktuelle Post Adress Umzugsstudie 2024. Die höchste Fluktuation hat übrigens die Europa-Allee in Frankfurt, gefolgt von Berliner Chausseestraße und Schleißheimer Straße in München. Denn Portale wie umziehen.de wissen immer, wie viele Ein- und Auszüge es in welcher Straße gibt. Wozu das Ganze? Pro Jahr gibt es ca. 10.000 Postrückläufer - Briefe, die ihren Empfänger nicht erreichen. Und das muss doch nicht sein, meint Post Adress: Vor allem Reiseanbieter und Spendenorganisationen würden unter Bürgern leiden, die vergessen, ihre neue Adresse mitzuteilen. Interrogare, ein Marktforschungsinstitut aus Bielefeld, befragte gut 1.000 Personen zu Umzugsverhalten und Umzugsgründen.
Seit 1994: Umzugsdatenbank der Deutschen Post
Gut 1.000 Befragte, von jährlich über acht Millionen, die umziehen? Schon 2018 und 2021 veröffentlichte der Adresshändler Studien namens "So zieht Deutschland um". Nicht wirklich repräsentativ! Vielmehr scheinen Infos aus persönlichen Befragungen eher Nebensache - und eigene Daten für die Auswertung entscheidender zu sein. Wie die Umzugsdatenbank der Deutschen Post Adress, die es schon seit 1994 gibt und auf die das Unternehmen stolz ist: Bis dato habe man seinen Kunden dazu verholfen, nicht weniger als über eine halbe Milliarde Adressen erfolgreich zu aktualisieren - und so teure Postrückläufer zu vermeiden.
Jeder Nachsendeauftrag ist Gold wert
Das Portal Umziehen.de gehört auch zu Deutsche Post Adress: Hier können Umzugswillige Dienstleistungen wie Nachsendeservice und Umzugsmitteilungen gleich online beauftragen, garniert von Baumarkt- und Stromanbieter-Werbung. 90 Prozent der Versandhandelsunternehmen, aber auch ein Großteil der Banken nutzen Post Adress Umzugsdaten. Wo jedes Jahr ca. vier Mio. Verbraucher ihren Umzug per Nachsendeauftrag melden, kann sich die Qualität der Daten des Marktführers
sehen lassen. Wieso sind diese Adressen überhaupt im Umlauf? Wer einen Nachsendeauftrag erteilt, aber der Weitergabe seiner Adresse nicht widerspricht, stimmt automatisch zu. Ob privat, Firmenadresse oder Adressen aus internationalen Beständen - Post Adress kommt dran.
Insolvent? Verstorben? Post Adress ermittelt
Produkte wie Adressresearch ermitteln Adressen vollautomatisch, indem sie Schnittstellen zu allen Einwohnermeldeämtern in Deutschland und weitere Datenquellen wie zu Sterbefällen anzapfen. Unbekannt verzogen? Gibt's nicht mehr - Marktführer Adressresearch durchkämmt internationale Datenbanken nach Privatleuten und säumigen Firmenkunden mithilfe von Advanced Analytics. Außerdem gilt es, teure Anfragen bei den Einwohnermeldeämtern (EMA) zu vermeiden: Ergibt die EMA-Prognose im Vorfeld zu einer Adresse zu hohe Kosten, recherchiert Post Adress individuell anderswo - in Post Adress Move, Verstorbenendaten aus Post Adress Gone oder in Postadress Business. Mehr noch, Post Adress hat auch B2B-Referenzdaten, wenn Geschäftspartner und Konkurrenz aus dem Nähkästchen plaudern. Und um ganz sicher zu gehen, schickt man Briefe an vermutete Adressen, postalische Prüfung bzw. Zustellbarkeitsprüfung genannt.
Deutsche Post Adress: Wer gehört dazu?
Wie kann eine Firma, die nur 100 Mitarbeiter beschäftigt, über 35 Millionen Adressermittlungen pro Jahr stemmen? Post Adress mit Sitz in Gütersloh ist ein Joint Venture von Deutscher Post und Bertelsmann/Arvato - Umsatz 2020 über 57 Mio. Euro. Wozu u. a. die ABIS GmbH (Address Based Information Solutions) gehört, die nicht nur statistische Zahlungsausfallrisiken prüft, sondern auch die Software fürs Direktmarketing liefert, um Anschriften, E-Mail-Adressen und Telefonnummern europaweit aufzuspüren - Optimierung der Personenerreichbarkeit genannt. Auch die Riser ID Services GmbH, führender Serviceanbieter für elektronische Melderegisteranfragen, ist eine 100-prozentige Post Adress Tochter. Der Onlinedienst für Meldeauskünfte direkt vom Einwohnermeldeamt startete 2004 als europaübergreifender E-Government-Dienst - Vorzeigeprojekt der Europäischen Kommission. Leistungen, die auch öffentliche Institutionen, Sozial- und Krankenkassen sowie Gewerkschaften und Inkassobüros gern nutzen.
Was hat Post Adress zu Ihnen? Selbstauskunft anfordern
Nicht nur gegenüber Wirtschaftsauskunfteien wie der Schufa haben Sie - gem. Art. 15 DSGVO (Datenschutzgrundverordnung) - das Recht auf Selbstauskunft: Welche Daten hat der Adresshändler zu Ihnen gespeichert? Ggf. in Form von Langzeitbeobachtung - ein Service, der Adressen fortlaufend bei Veränderungen wie Umzug oder anderen Aktivitäten gegen Referenzdatenbestände abgleicht, plus zugehörigen Telefonnummern. Gleichzeitig jedoch betont Post Adress, Ergebnisdaten selbst weder an Dritte weiterzugeben noch in Datenbanken zu speichern - und verweist auf EuroPrise, ein Datenschutzsiegel, das die Rechtskonformität aller IT-basierten Verarbeitungsschritte verbrieft. Weshalb eine Post Adress Selbstauskunft unter Umständen alles andere als umfangreich, sondern durchaus knapp ausfallen kann.
Adresshandel: Potenzial, Verbraucher zu schädigen
Persönliche Daten sind das neue Gold. Fakt ist, dass Adresshändler wie die Deutsche Post Adress immer wieder durch unauthorisierte Adressweitergabe von sich reden machen. Nicht immer sind die Effekte des Datenhandels für Betroffene harmlos: Werbung flattert massenhaft ins Haus, E-Mails und Anrufe entfalten Belästigungscharakter. Schlimmer noch, wenn Inkassofirmen unter den Datenkäufern aufgrund falscher oder veralteter Informationen mit unberechtigten Forderungen an Bürger herantreten. Oder Daten im Rahmen von Identitätsklau missbraucht werden, um Konten zu eröffnen oder Kredite aufzunehmen.
Praxis der Adressweitergabe widerspricht oft DSGVO
So bedeutet Schweigen beim Nachsendeantrag nicht automatisch Zustimmung, nur weil der Adressweitergabe im Auftrag nicht widersprochen wird. Aber da gibt es doch diese Robinsonliste gegen unerwünschte Werbung? Für den Deutschen Dialogmarketing Verband (DDV) kümmert sich die Deutsche Post Adress um die Robinsonliste. Haben Sie den Eindruck, dass Ihre Daten ohne ausdrückliche Zustimmung weitergeben oder verarbeitet wurden, sollten Sie
- der Weitergabe Ihrer Daten widersprechen
- lückenlose Selbstauskunft gem. Art. 15 DSGVO einfordern
- nachfragen, welche Daten weitergeben wurden
- nachfragen, aus welchen Quellen diese stammen
Ungereimtheiten sollten Sie dem zuständigen Datenschutzbeauftragten Ihres Bundeslandes melden. Adressdaten im Auge zu behalten, lohnt sich. Denn jede unrechtmäßige Datenweitergabe gefährdet Privatsphäre und persönliche Datensicherheit!