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Artikel vom 01.06.2021

Grund für Optimismus oder rollt bald die Insolvenzwelle? Neuer Schufa-Kompass ist da



Negative Schufa-Einträge machen das Leben schwer: Fast 252.000 werden aktuell allein im Bundesland Schleswig-Holstein verzeichnet. Trotzdem scheint die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa) die finanzielle Situation der Deutschen laut Risiko- und Kreditkompass 2021 tendenziell optimistisch zu werten. Stimmt das so - trotz Kurzarbeit, steigender Arbeitslosigkeit und Überschuldung?

Aktueller Schufabericht: Risiko- und Kreditkompass 2021

Laut Schufa ist das Rückzahlungsverhalten der Deutschen auch in der Corona-Krise konstant auf hohem Niveau. Der neueste Risiko- und Kreditkompass 2021 hat dazu das private Kredit- und Konsumverhalten von Unternehmern und Privatpersonen für 2020 analysiert. Eine der Schlussfolgerungen lautet: Die Förderinstrumente der Bundesregierung wirkten anscheinend - allen Unkenrufe zu Überschuldung und Privatinsolvenzen zum Trotz. Eine Analyse des Ifo-Instituts bestätigt dies. Danach hätten staatliche Hilfen Einkommensverluste abgefedert.

Zahlungsstörungen? Kreditverträge ordnungsgemäß bedient

Auf ihrem Corona-Dashboard stellt die Schufa regelmäßig Kennzahlen und Trends auf Basis ihres Datenbestandes öffentlich bereit. Was hat die Schufa über Sie gespeichert? Eine kostenlose Selbstauskuft gem. §34 BDSG verrät es. Aktuell schneidet Deutschlands Süden am besten ab, wie die interaktive Schufa-Deutschlandkarte verrät. Insgesamt erscheint die Zahl an Personen mit neuen Zahlungsstörungen, Stand April 2021, niedrig und liegt nur geringfügig über dem Vorkrisenjahr 2019. Und waren Ratenkreditverträge im Lockdown zwischen März und Juli 2020 rückläufig, ziehen diese jetzt - wenngleich noch unter dem Niveau von 2019 - wieder an. Ganze 90 Prozent der Kreditverträge durch Gewerbetreibende, Freiberufler und eingetragene Kaufleute werden momentan ordnungsgemäß bedient.

Ärmere Haushalte: Rückzahlungen zunehmend schwieriger

Die Gruppen, die finanzielle Sorgen haben, sind vorwiegend junge Erwachsene und einkommensschwache Haushalte. Hier spricht der Schufa-Kompass von "finanziellen Verlustängsten". Dabei handelt es sich nicht um gefühlte Befürchtungen, sondern faktische Einkommenseinbußen im Verlauf der Pandemie: 49 Prozent der 18- bis 25-Jährigen gab Verluste beim Einkommen an, verglichen mit 38 Prozent der Gesamtbevölkerung. 46 Prozent aller Haushalte mit einem Monatsnetto von weniger als 2.000 Euro ging - mit Blick auf einen verlängerten Lockdown - von finanziellen Verlusten in den kommenden sechs Monaten aus. Dies betrifft auch den Bedarf, bestehende Kreditverpflichtungen dieser Situation anpassen zu müssen. Wenngleich der Kreditkompass bislang noch keinen Anstieg der Zahlungsstörungen erkennen lässt, rechnen 28 Prozent der Befragten exakt damit.

Kleinunternehmer und Soloselbstständige in Existennot

Im Februar führte die Schufa auch eine Erhebung unter 502 Soloselbständigen und 306 Kleinstunternehmen durch: Waren die Ergebnisse bei der Befragung im Herbst noch optimistischer ausgefallen, ächzen inzwischen 70 Prozent der Soloselbstständigen und 64 Prozent der Kleinstunternehmer erheblich unter der Pandemie. In dieser Gruppe schlägt Corona durch unmittelbare Einbußen beim Haushaltsbudget für den Lebensunterhalt ins Kontor. Allerdings, so hebt die Schufa hervor, seien 32 Prozent nicht negativ betroffen - und macht sogar 5 Prozent Krisengewinner aus. Etwas, das nicht über die hohe Zahl von 64 Prozent negativ Betroffenen hinwegtäuschen darf (verglichen mit nur 38 Prozent in der Gesamtbevölkerung). Staatliche Hilfsmaßnahmen haben 40 Prozent der Soloselbständigen und mehr als 50 Prozent der Kleinstunternehmen beantragt, sind aber mehrheitlich unzufrieden damit. 54 Prozent dauert die Auszahlung zu lange, und ebenso viele kritisieren die fehlende Berücksichtigung privater Ausgaben.

Hochkonjunktur für Schuldnerberatungen: Pro Kopf fast 30.000 Euro Schulden

Wo Unternehmen leiden, leiden auch die Angestellten finanziell - oder werden direkt in die Arbeitslosigkeit entlassen. 2020 war Erwerbslosigkeit für 19,7 Prozent der 588.000 Menschen, die sich laut Statistischem Bundesamt (Destatis) 2020 an eine Schuldnerberatung wandten, der Hauptgrund ihrer Überschuldung. Mit 43,4 Prozent war die Mehrzahl der Beratenen arbeitslos - unabhängig davon, ob sie diese als Hauptauslöser genannt hatten. Die übrigen Hilfesuchenden waren abhängig beschäftigt (35,3 %), selbstständig (1,1 %) oder - wie z. B. Rentner - anderweitig nicht erwerbstätig (20,3 %). Die Verbindlichkeiten überschuldeter Bürger betrugen im Schnitt 29.230 Euro, bei Arbeitslosen waren es 21.069 Euro. Wer im Job war, hatte Rückstände in 26-facher Höhe des monatlichen Einkommens zu bewältigen - was die Belastung verdeutlicht, die sich mit Einbußen durch Kurzarbeit oder coronabedingte Arbeitslosigkeit zusätzlich verschärft. Die Überschuldungsstatistik 2020 bezieht sich dabei auf freiwillige Angaben von 593 der insgesamt gut 1.430 Schuldnerberatungsstellen zu über 143.000 beratenen Personen, hochgerechnet auf die Grundgesamtheit aller Beratenen (Daten auf Genesis-Online abrufbar).

Insolvenz nur aufgeschoben

Mit Corona öffnet sich die soziale Schere noch weiter: Wer einkommensschwach ist, muss seine Rücklagen angreifen und Ausgaben auf Eis legen. Wie kommt es dann, dass die Zahlungsmoral trotzdem hoch ist? Die Schufa sieht darin einen Vertrauensvorschuss - von deutschen Verbrauchern an die Wirtschaft. Noch, sollte man sagen. Denn die Überschuldungswelle scheint nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Zehntausenden droht bald die Privatinsolvenz. Aber wie ist es zu erklären, dass die Zahl der Privatinsolvenzen laut Wirtschaftsauskunftei Crifbürgel 2020 um 35,1 Prozent sank? Kurzarbeit und Geld auf der hohen Kante konnten im vergangenen Jahr noch Löcher stopfen helfen. Und Unternehmen stellten angesichts vorübergehend aufgehobener Insolvenzpflicht (noch) keinen Insolvenzantrag. Auch überschuldete Verbraucher warteten noch ab: Sie wollten in den Genuss der Gesetzesreform kommen, um nicht erst nach sechs, sondern schon nach drei Jahren die Restschuldenbefreiung zu erhalten.

Für 2022 100.000 Privatinsolvenzen erwartet

Bei Crifbürgel erwartet man, dass das dicke Ende der wirtschaftlichen Pandemiefolgen noch kommt - und prognostiziert für 2021 90.000, für 2022 ganze 100.000 Privatinsolvenzen. Nicht nur die Linke sieht soziale Sicherungssysteme angesichts wachsender Überschuldung geschwächt - und kritisiert die Krisenpolitik der Regierung, die einige hunderttausend Menschen ihren Arbeitsplatz gekostet hätte. Anders als bei der Schufa ist man dort nicht von der Wirksamkeit staatlicher Hilfeleistungen überzeugt und fordert: Bitte nachbessern! - damit nicht noch mehr Bundesbürger in Existenznot geraten.


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